So hat die Schreibzeit mich als Autorin beflügelt
Für mich ist die Schreibzeit der Romanschule jedes Jahr der Moment, an dem ich meine Autorenkollegen endlich wieder in echt sehe: die Mitstreiter, mit denen ich sonst nur online schreibe, und die neuen Gesichter, mit denen ich sofort auf einer Wellenlänge bin. Es ist der Ort, an dem ich am meisten schaffe und der inzwischen ein festes Ritual in meinem Jahr ist.
Und genau dort habe ich etwas über meine Figuren erfahren, das mich selbst überrascht hat – aber lies gerne selbst.
(Zur Einordnung: Meine Erlebnisse fanden 2025 in Bad Sachsa statt. Die Schreibzeit 2026 wird in Rehburg-Loccum am Steinhuder Meer sein.)
Ein Artikel von Autorin und Schreibzeit-Teilnehmerin Ulla.
Wer ich bin und warum ich diesen Tag teile
Hallo, ich bin Ulla! Falls du mein Buch Bibliothek zum Nordpol kennst – das ist tatsächlich nach der Schreibzeit 2025 entstanden: ein Kurzroman, der spontan aus mir heraus wollte und zu einem Begleitroman meiner Urban Fantasy Trilogie wurde, an der ich nach wie vor arbeite.
Als ich damals zur Schreibzeit gefahren bin, steckte ich mitten in Band 2 meiner Reihe. Die Geschichte wuchs, aber ein paar Knoten waren noch nicht gelöst.
Ich sehnte mich nach Fokus, Klarheit und nach diesem Gefühl, mich einfach mal wieder nur auf meine Worte einzulassen.

Außerdem freute mich auf die anderen Schreibenden, die im selben Boot sitzen und sofort wissen, wie es einem geht, wenn man sagt, dass man in Kapitel 15 einfach festhängt.
Darum fahre ich jedes Jahr zur Schreibzeit und erzähle ich dir heute von diesem einen Tag, der für mich so typisch war und gleichzeitig so besonders.
Der Morgen beginnt
So werde ich fit fürs Schreiben
Ich liebe es, den Morgen bewusst zu begrüßen, bevor das Leben so richtig beginnt.

Noch vor dem Frühstück sitze ich auf der Terrasse, die Augen geschlossen, und lausche der Natur. Der Nebel hängt noch über den Bäumen, die Luft ist kühl und klar. Mit jedem Atemzug wird mein Kopf leichter, die Gedanken beginnen sich zu ordnen.
Manchmal tauchen dabei kleine Wegweiser für meine Heldenreise (das Handlungsgerüst meines Romans, mehr dazu findest du hier) auf – keine großen Eingebungen, sondern sanfte Hinweise, die mir die Richtung zeigen.
Obwohl die Schreibzeit 2026 in Rehburg-Loccum stattfindet, kann ich dir sagen: Am Steinhuder Meer wirst du auch solche Momente finden. Dieses leise Gefühl von: Ich bin hier richtig und darf mich ganz auf das Schreiben einlassen.
Frühstück mit gleichgesinnten Autoren
Beim Frühstück war die Stimmung warm und lebendig. Du kennst das vielleicht: Wenn lauter Menschen zusammenkommen, die gerade an ähnlichen kreativen Stellen unterwegs sind, entsteht so eine Art Sog. Man fühlt sich automatisch hineingezogen.
Ich habe mich zu zwei Autorinnen gesetzt, die ich am Abend zuvor kurz kennengelernt hatte, und plötzlich sprachen wir alle über Figurendynamiken und Plotlöcher, während wir Rührei und Brötchen aßen.
Dann passierte dieses kleine, typische Schreibzeit-Ding: Ich habe selbst Tipps bekommen und gleichzeitig welche weitergegeben. Ganz natürlich, ohne „Coach“-Rolle, sondern einfach im Austausch.
Das Frühstück allein hat mich schon motiviert und es war noch nicht mal 9 Uhr.
Der Schreibzeit-Vormittag im Panoramaraum
Ankommen im Raum & die Kraft der Stille
Der Panoramaraum war wie immer schön hell. Diese großen Fenster, der Blick in die Landschaft – das holt mich beim Schreiben grundsätzlich immer ab.
Zu Beginn haben wir uns alle auf die nächsten Stunden eingestimmt. Jurenka hat mit einer Tapping-Übung gestartet (dabei entspannen und motivieren wir uns durch leichtes Klopfen auf Akupressurpunkte) und schon fünf Minuten später haben wir uns alle voller Tatendrang für den Tag gefühlt.

Wir haben unsere Sachen ausgepackt: Stifte, Laptops, Notizbücher, Teetassen und dann wurde es still. Aber nicht so eine unangenehme Stille, sondern eine Stille, die trägt. So, als würde der Raum selbst sagen: „Komm, schreib.“
Ich habe mich hingesetzt, meinen Laptop aufgeklappt und bin in mein Projekt eingetaucht.
Arbeit an Heldenreise und Figuren
Ich steckte mitten in der Heldenreise für Band 2 und suchte nach mehr Tiefe für meine neuen Figuren. Manche Stationen hielten mich noch fest, die Handlungen und Gefühle der Figuren blieben schemenhaft, nicht so lebendig, wie ich sie brauchte. Sie benötigten ein solides Fundament, um für die Leser greifbar glaubwürdig zu werden.
Dann – keine Ahnung, ob es die Ruhe oder der Morgen oder die Gespräche waren – traf mich ein Gedanke, der mich wirklich überrascht hat:
Ich bin meiner Protagonistin, der Hexe Frani, gar nicht so ähnlich, wie ich immer dachte. Ich bin eher wie die Figur, in die sie sich verliebt.
Diese Erkenntnis kam mit solcher Wucht, dass mir Tränen den Blick nahmen. Erst als ich in der Teeküche mit Jurenka darüber sprach, legte sich der innere Sturm – und plötzlich verstand ich, warum manche Stationen der Heldenreise noch Widerstand leisteten.
Es war ein Moment, der nicht nur meine Figuren und den Plot, sondern auch mich selbst verwandelte.
So überwinde ich Müdigkeits-Phasen
Nach zwei Stunden Schreiben war ich fertig. Nicht im Sinne von „ich bin fertig mit der Szene“, sondern im Sinne von: „Mein Kopf ist kurz vorm Abschalten“. Und genau in diesem Moment stand Jurenka von ihrem Platz auf. Sie hat den perfekten Moment einfach im Gefühl.
Gemeinsam haben wir ein paar leichte Dehnübungen gemacht, einige Schulterkreise und noch eine kurze Ein-Wort-Geschichte mit allen Teilnehmern, um das Gehirn durchzulüften. Sofort war die gesamte Energie im Raum wieder oben und wir haben alle viel fokussierter und voller Motivation weitergeschrieben.
Ich wusste gar nicht, wie sehr ich das gebraucht hatte!
Immer für mich da: das Team der Romanschule
Kurz danach hatte ich ein kleines Hüngerchen, obwohl noch etwas Zeit bis zum Mittag war. Aus den Vorjahren wusste ich, dass das Romanschule-Team auch immer Snacks bereitstellt, damit das Gehirn die Nervennahrung bekommt, die es braucht. Finden konnte ich sie trotzdem nicht.
Ich bin also ganz leise zum Tisch gegangen, an dem das Romanschule-Team saß. Dort stand auch ein Flipchart, an dem die Zeiten aufgeführt waren, wann welcher Ansprechpartner für die Fragen der Teilnehmer zur Verfügung steht. Ich habe dort Kristin angesprochen. Sie hat sofort mit dem Tippen aufgehört, mich angelächelt und gefragt: „Alles gut? Brauchst du was?“
Ich habe sie nach den Snacks gefragt und sie hat mir im Flüsterton, damit die anderen Teilnehmer ungestört weiterschreiben konnten, erklärt, dass ich sie in der Küche um die Ecke finde. Während des Gesprächs zuvor hatte ich die Knabbereien schlicht nicht wahrgenommen. Kristin meinte noch: „Wenn irgendwas ist, sag einfach kurz Bescheid. Ich bin für dich da.“
Ich bin mit etwas Obst und Nüssen zurück an meinen Platz gegangen und habe mich darüber gefreut, dass ich einfach nur schreiben darf und mich gleichzeitig nie allein durchwurschteln muss.
Mittagspause und neue Denkanstöße
Mittagspause mit meinem Schreibteam
Beim Mittagessen hat sich alles ein bisschen angefühlt wie ein Schulhof in freundlich. Überall Grüppchen, Lachen und angeregte Gespräche. Dabei drehte sich alles um die Geschichten, an denen wir gerade schreiben.
Wir Autoren haben uns gegenseitig gefragt:
- „Hat jemand Lust, eine meiner Szenen testzulesen?“
- „Wie bist du das Marketing für deine letzte Veröffentlichung angegangen?“
- „Wie viele Figuren sind zu viele Figuren?“
- „Woher nehmt ihr eure Recherche für Medizin-Szenen?“
Plötzlich entstand mitten am Buffet (das übrigens auch immer Lösungen für Allergiker, Vegetarier und andere Essgewohnheiten findet) ein kleiner Kreis, in dem Tipps ausgetauscht wurden. Ich habe mir gedacht: Hier muss niemand irgendwas erklären. Alle verstehen sofort, worum es geht.
Den Rest der Mittagspause habe ich mit meinem Schreibteam aus der Ausbildung zum Romanautor auf dem Balkon im Strandkorb verbracht und gemütlich gequatscht. Das erste Mal haben wir uns dabei wirklich alle live gesehen und es war sooooo schön! Eine von uns ist sogar aus Norwegen angereist, weil sie die Schreibzeit auf keinen Fall verpassen wollte

Das 15-Minuten-Coaching mit Coach Moritz

Nach dem Essen war ich an der Reihe mit meinem 15-Minuten-Coaching bei Moritz. So ein Coaching bekommt jeder Teilnehmer der Schreibzeit inklusive und ich habe mich schon im Vorfeld sehr auf die neuen Impulse gefreut.
Es gab eine Heldenreise-Station, die mir Sorgen machte, und ich habe ihm kurz den Kontext erklärt. Was soll ich sagen? In wenigen Minuten hat er gesehen, wo der Haken lag. Endlich ist mein Knoten geplatzt und es fühlte sich an, als würde das letzte Puzzlestück perfekt ins Bild passen, sodass die Handlung nun rund war.
Ich kam aus dem Coaching und wusste genau, was ich nachmittags umsetzen würde. Schon mit dem folgenden Atemzug begann ich, mit der Heldenreise das Grundgerüst für einen mitreißenden Roman zu formen.
Eine spontane Begegnung in der Hotellobby
Ich war ein kleines bisschen früher fertig als geplant und habe mich für ein paar Minuten in die Hotellobby gesetzt, um kurz zu verschnaufen.
Da kam eine Teilnehmerin vorbei, die ich beim Frühstück schon sympathisch fand. Wir lächelten uns an und kamen direkt ins Gespräch. Nach ein paar Minuten stellte sich heraus: Sie schreibt sogar genau wie ich Urban Fantasy! Wir haben uns direkt für gemeinsame Co-Writings online nach der Schreibzeit verabredet.
Diese kleinen Begegnungen passieren dauernd bei der Schreibzeit und sie tragen manchmal viel weiter, als man zuerst denkt.
Das Abendprogramm: Film, Analyse und Aha-Erkenntnisse
Filmabend: „A Killer Romance“
Abends haben wir uns dann alle im großen Raum versammelt und den Film A Killer Romance geschaut.
Der Film ist eine wilde Mischung aus Spannung, Humor und sehr cleverem Figurenbau. Es war einfach herrlich, ihn mit lauter Schreibenden zu gucken, die an den gleichen Stellen scharf einatmen oder leise lachen wie man selbst.
Wir saßen da wie eine Filmklasse und haben uns Notizen zu den Heldenreisen der Figuren im Film gemacht.

Austausch & Analyse: Daraus lerne ich für meine Bücher
Nach dem Film haben wir uns mit Coach Moni und Moritz über die Heldenreisen der Hauptfiguren unterhalten.
Es war so spannend zu sehen, wie schnell man bei anderen Figuren erkennt, was dramaturgisch funktioniert und was nicht und wie oft diese Erkenntnisse die eigene Geschichte klarer machen.
Ich habe daraus auch einige Impulse für meinen eigene Buch-Trilogie mitgenommen, die mir auch in Zukunft sehr weiterhelfen werden.
Müde aber glücklich
Als ich später in mein Zimmer gegangen bin, war ich müde, aber auf angenehme Art und Weise. So müde, wie man es nur nach einem Tag wird, an dem Geist, Herz und Körper gleichzeitig wach waren.
Ich bin auf mein Bett gefallen, habe durchgeatmet und dann gedacht: Wenn die nächsten zwei Tage auch nur halb so viel bringen, dann ist diese Schreibzeit wieder die goldrichtige Entscheidung gewesen.
Ja, ich weiß, das klingt jetzt echt wahnsinnig überschwänglich. Aber die Schreibzeit ist für mich genau das: eine Zeit voller positiver Energie, bei der ich gar nicht anders kann, als auf Wolke sieben zu schweben.
Mein persönliches Fazit zur Schreibzeit
Wenn ich die Schreibzeit heute noch einmal betrachte, dann sehe ich vor allem eines: Es ist die Mischung, die sie so wertvoll macht. Der Fokus auf ausschließlich mein Projekt, der Austausch mit anderen Autoren, die Aha-Momente beim Coaching und das Abendprogramm, in dem das Romanschule-Team immer wieder spannende Akzente setzt.
Ich habe vor der ersten Schreibzeit gar nicht gemerkt, wie sehr ich all das gebraucht habe. Aber rückblickend weiß ich: Diese Veranstaltung hat mein Schreiben verändert und ist der Grund, warum ich mich auch für 2026 wieder angemeldet habe.
Vielleicht hilft dir mein kleiner Einblick ja dabei, zu entscheiden, ob die Schreibzeit auch für dich das Richtige ist. Oder er macht dir bewusst, dass Schreiben nicht nur ein stilles Für-sich-Sein ist, sondern manchmal auch ein Miteinander, das Mut macht.
Und ganz ehrlich: Diese Mischung kann Wunder wirken.

Ulla verfasst funkelnde Geschichten, die manchmal sanft, manchmal verspielt, aber stets mit viel Herz erzählt werden. Sie liebt es, den Funken einer Idee so lange weiterzuentwickeln, bis sie zu Geschichten werden, in denen das Gute siegt.
Die Stuttgarterin hat die Ausbildung zum Romanautor absolviert. Sie lebt seit 25 Jahren am Rand des Schwarzwalds, wo Nebel Geschichten flüstern und Bäume Geheimnisse bewahren.
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